Dein Manuskript in guten Händen

Wie finde ich einen seriösen Verlag?

Nur noch zwei Monate, dann öffnet in Frankfurt die größte deutsche Buchmesse ihre Pforten. Während viele Leser einfach darauf hoffen, gute Bücher zu finden oder Lieblingsautor*innen persönlich zu treffen, sind Buchmessen auch eine gute Gelegenheit, professionelle Kontakte zu knüpfen: zu Buchmenschen, zum passenden Verlag und zu Agenturen.

Die Suche nach dem Richtigen

Auch wenn die Selfpublishing-Branche mittlerweile boomt, ist der Weg über einen Verlag für die meisten Autor*innen immer noch der bevorzugte. Die Veröffentlichung über einen Verlag schafft eine gewisse Sicherheit, vermittelt den Eindruck von Seriosität und Professionalität. Genau da liegt aber das Problem. In der Verlagsbranche ist längst nicht alles Gold, was glänzt, und gerade unerfahrene Neulinge sehen sich oft der Versuchung ausgesetzt, schnell zuzusagen, wenn ein Verlag ihr Manuskript veröffentlichen will.

Heute möchte ich euch ein paar Tipps an die Hand geben, wie ihr einen seriösen Verlag erkennen könnt. Seriös heißt dabei im Übrigen noch lange nicht „gut“, das möchte ich betonen. Nur, weil sich ein Verlag an die Regeln hält, heißt das noch nicht, dass er zu euch, zu euren Wünschen, Zielen und Vorstellungen passt und euer Buch angemessen verkauft und bewirbt. Trotzdem hoffe ich, dass die folgenden Tipps euch zumindest dabei helfen, die ganz schwarzen Schafe auszusortieren.

1. Ein seriöser Verlag verlangt kein Geld von dir – niemals!

In den sozialen Medien finden sich immer wieder Aufrufe von Verlagen, die händeringend Manuskripte suchen. Finger weg von solchen Lockangeboten, denn dahinter stecken in der Regel so genannte Druckkostenzuschuss-Verlage (DKZV). Bevor der Verlag das Buch druckt, wird eine Geldsumme fällig, in der Regel ein solider 4-stelliger Betrag. Auflage, Druckqualität und alle anderen Parameter werden vom Verlag bestimmt, d.h. Autor*innen bezahlt, hat aber keine Kontrolle über das Ergebnis. Zielgruppe dieser DKVZ sind in der Regel unbedarfte Neulinge, die aufgrund zahlloser Absagen oder schierer Unkenntnis des Literaturbetriebs eine Chance wittern, erfolgreich zu werden. Ein Trugschluss, denn der Einzige, der hier verdient, ist der Verlag. Autor*innen bleiben auf den horrenden Kosten sitzen.

Im Gegensatz zum Selfpublishing musst du bei DKZVs also nicht nur tief in die Tasche greifen, sondern auch noch einen guten Anteil deiner Erträge an den Verlag abführen. Der lässt sich in der Regel für alle weiteren Maßnahmen (Lektorat, Korrektorat, Werbung, Vertrieb) ebenfalls bezahlen. Am Ende hast du also nur eine Menge Geld ausgegeben und dich und dein Buch weit unter Wert verkauft.

Das „V“ in DKZV ist also allerhöchstens ein Euphemismus, denn mit Verlagswesen haben diese Unternehmen wenig gemein. Eigentlich sind sie nichts weiter als verdammt teure Druckereien, die die Autor*innen, die sie nutzen, mit ungefiltertem Lob überhäufen und dann tief in ihre Taschen greifen. Wie sinnfrei dieses Lob ist, kann man in diesem Spiegel-Artikel nachlesen. Hier haben Autor*innen bewusst Unfug verzapft und abgewartet, wie die Bezahl-Verlage darauf reagieren.

Auf versteckte Zusatzkosten achten!

Ein seriöser Verlag trägt das Risiko deiner Veröffentlichung und wird vorab kein Geld von dir verlangen, weder für den Druck noch für ein Lektorat oder andere „optionale Zusatzleistungen“. Er wird auch nicht von dir verlangen, eine Kaution zu hinterlegen, falls sich dein Buch nicht verkauft, und er wird dich nicht nötigen, eine gewisse Anzahl von Vorbestellungen aufzuweisen, damit dein Buch überhaupt in den Druck geht. Und er wird dir niemals deine Tantiemen vorenthalten oder dich in Büchern aus dem Verlagssortiment auszahlen. Der Verlag ist ein Geschäftspartner, dein Schirmherr, wenn du so willst. Er wird gemeinsam mit dir versuchen, dein Buch so gut wie möglich zu verkaufen und zu vermarkten und wird dich nicht als billige Cashcow melken, bis nichts mehr geht.

Ganz ehrlich, ihr Lieben, bitte fallt nicht auf solche Maschen herein! Selbst wenn es Absagen regnet, selbst wenn ihr an euch zweifelt, es gibt immer bessere Optionen. Eine Veröffentlichung in einem DKZV ist nicht nur ein Minusgeschäft für euch, sondern verbaut euch künftig auch viele Chancen in besseren Verlagen, denn das Image der DKZV-Autor*innen ist aus oben genannten Gründen reichlich mies. Wenn ihr das Gefühl habt, keinen Platz in der Verlagswelt zu finden, macht euch schlau über Selfpublishing, seid euer eigener Boss und lasst euch nicht auf schäbige Weise ausbeuten.

2. Ein seriöser Verlag schließt mit dir einen Vertrag

Du hast die Zusage eines Verlags? Herzlichen Glückwunsch! Der erste Schritt nach dieser Zusage sollte nun die Vereinbarung eines Autorenvertrags sein. Jeder seriöse Verlag wird mit dir einen solchen Vertrag schließen, ganz egal, ob Kurzgeschichte[1], Novelle oder Romanreihe. Dieser Vertrag ist die Basis eurer Zusammenarbeit, und selbst wenn du die Verantwortlichen persönlich kennst, sollte ein Vertrag selbstverständlich sein. Kein seriöser Verlag wird dir diese Option verweigern.

Einen Verlagsvertrag zu lesen ist nicht ganz einfach und häufig findet man Stolperstricke nur dann, wenn man selbst schon ein bisschen Ahnung vom Business hat. Deswegen mein Rat: Lass den Vertrag lieber noch einmal von jemandem anschauen, der sich mit dem Thema auskennt. Das muss keine juristisch geschulte Person sein, aber vielleicht jemand, der selbst schreibt, Bücher verlegt oder lektoriert und dir helfen kann, Probleme im Vertrag zu finden und auszumerzen.

Ich möchte nicht im Detail auf Verlagsklauseln eingehen, das würde hier zu weit führen und um ehrlich zu sein bin ich selbst auch noch weit davon entfernt, Expertin zu sein. Folgende Punkte sollten in deinem Verlagsvertrag aber auf jeden Fall geregelt sein.

Die Vertrags-Laufzeit

Diese regelt, wie lange du die Rechte an der Geschichte an den Verlag abtrittst. Manche Verlage pokern immer noch darauf, die Rechte für die Gesamtdauer des gesetzlichen Urheberrechts zu erhalten, d.h. bis zu 70 Jahre nach deinem Tod. Dieser Klausel würde ich nicht unterschreiben. Meistens kann man sich ohnehin einigen, denn ein Buch verkauft sich nicht ewig. Aber wenn nicht, ist deine Geschichte unter Umständen für immer weg vom Markt. Du kannst sie nicht an einen weiteren Verlag verkaufen und sie nicht ein zweites Mal herausbringen, selbst wenn sich deine Karriere in eine ganz andere Richtung entwickelt hat. Stell dir vor, du bist nach einigen Jahren plötzlich bei einem großen Verlag unter Vertrag, der deinen Erstling groß rausbringen will, das aber nicht kann, weil du immer noch in diesem alten Knebelvertrag hängt. Schön blöd. Gängige Laufzeiten sind nach meiner Erfahrung 5 bis 7 Jahre.

Tantiemen

Für viele Autor*innen das Kernstück eines Vertrags: Wie viel bekomme ich pro verkauftem Buch? Hier verbindliche Zahlen zu nennen ist sehr schwierig, denn die Tantiemen variieren je nach Größe und Ausrichtung des Verlags. Wenn du 8 bis 10 % für dein Print-Buch erhältst, ist das eine sehr gute Ausbeute. Im Kleinverlags-Wesen dürften eher 6 bis 8 % die Regel sein. Für Ebooks wird in der Regel etwa 30 % des Nettoverkaufserlöses veranschlagt. Wichtig ist hierbei natürlich, in welchem Format das Buch erscheint. Reine Ebook-Verlage sollten bessere Konditionen für Ebooks bieten, Verlage mit Hardcover-Formaten ebenfalls. In der Regel gelten übrigens für höhere Auflagen auch höhere Tantiemen, das sollte ebenfalls vertraglich geregelt sein.

Nebenrechte

Sobald du dem Verlag gestattest, Nebenrechte auszuüben (z.B. das Buch zu übersetzen, ein Hörbuch zu produzieren etc.), sollte genau geregelt sein, wie lange der Verlag Lizenzen vergeben darf und welchen Anteil du daran erhältst. Mindestens 50 bis 60 % sind hier gängig. Bei reinen Ebook-Verlagen solltest du außerdem vereinbaren, was mit den Print-Rechten an dem Buch passiert und ob du das Buch z.B. selbst als Taschenbuch herausgeben darfst.

Veröffentlichungsdatum

Klingt kleinlich, ist aber wichtig: Sorge dafür, dass vertraglich geregelt ist, wann dein Buch erscheint, wann du das fertige Manuskript abgeben musst und in welchem Rahmen der VÖ-Termin abweichen darf. Ansonsten lässt du einem unseriösen Verlag den Spielraum, deine Geschichte ewig auf Halde zu haben, obwohl du das Manuskript in der Zwischenzeit fünf anderen Verlage hättest anbieten können.

Verfügbarkeit, Verramschung, Absprachen

Das sind jetzt nur wenige Punkte, ein Verlagsvertrag sollte noch sehr viel mehr Aspekte regeln. Was passiert z.B. wenn dein Buch nicht mehr verfügbar ist, weil die erste Auflage komplett verkauft wurde? Wie schnell muss der Verlag nachdrucken? Ab wann darf der Verlag dein Buch „verramschen“ und den Verkaufspreis heruntersetzen? Wer bestimmt den Titel bzw. die Aufmachung des Buches? Wie viel Mitspracherecht hast du als Autor*in? Wie häufig werden Tantiemen ausgeschüttet (järhlich, halbjährlich)? Ein verdammt komplexes Thema.

Wichtig ist auf jeden Fall: Fehlt einer der oben genannten Punkte im Vertrag oder bietet dir der Verlag überhaupt keinen Vertrag an, ist das ein deutliches Indiz für eine unseriöse Arbeitsweise oder fehlende Erfahrung.

3. Ein seriöser Verlag kümmert sich um Cover, Buchsatz, Lektorat & Korrektorat

Wie unter Punkt 1 schon dargestellt: dein Verlag ist dein Partner im Literaturbusiness. Er ist zuständig dafür, dein Buch zu lektorieren und zu korrigieren, er kümmert sich um das Layout, um ein Cover und um den Druck des Buches. Hier gibt es keine Kompromisse. Gar keine! Der Verlag erhält einen guten Anteil der Einnahmen, dafür ist er auch verpflichtet, diese Leistungen zu erbringen.

Vielleicht ein Beispiel an dieser Stelle: Du gehst in ein gutes Restaurant und bestellst ein Getränk und ein Mittagessen. Im Preis, den du bezahlst, ist das Kochen, das Anrichten und das Servieren der Speisen inklusive. Niemand würde erwarten, dass der Gast selbst in die Küche laufen muss, um die Nudeln aus dem Topf zu holen und die Soße anzurühren. Anders ist es in einem Selbstbedienungs-Laden, aber auch hier sollte es selbstverständlich sein, dass man Geschirr oder Verpackung nicht selbst mitbringen oder den Burger selbst vom Grill holen muss.

Sollte ein Verlag also von dir verlangen, dich allein (schlimmstenfalls auf eigene Kosten) um das Lektorat oder das Cover zu kümmern  oder sollte er dir eine dieser Leistungen vorenthalten – Finger weg! Kein seriöser Verlag würde so etwas tun.

4. Ein seriöser Verlag ist vernetzt und präsent

Ungefragt flattert dir ein Verlagsangebot ins Haus, doch bei näherer Betrachtung stellst du fest: Der Verlag hat weder eine ordentliche Homepage, noch einen Social-Media-Kanal. Du musst erst eine Weile suchen, bis du rausgefunden hast, wo du seine Bücher überhaupt kaufen kannst. Spätestens da sollten deine Alarmglocken schrillen.

Jeder seriöse Verlag sollte eine ordentliche Homepage besitzen und ggf. auch eine Instagram- bzw. Facebook-Seite oder einen Twitter-Account. Außerdem sollten die dort verlegten Bücher über gängigen Plattformen wie Amazon, Thalia oder Weltbild erhältlich sein. Auch die Präsenz auf Buchmessen oder Conventions ist ein gutes Zeichen, ebenso wie die enge Vernetzung mit anderen Verlagen (vor allem im Kleinverlags-Wesen). Eine gute Anlaufstelle ist hier die Leipziger Buchmesse oder auch kleinere Veranstaltungen wie der BuCon oder die FARK.

Weist ein Verlag keines dieser Merkmale auf, wäre ich sehr, sehr vorsichtig und würde im Zweifel mehr Informationen einholen, ehe ich mich darauf einlasse.

5. Ein seriöser Verlag ist erreichbar

Du möchtest deinem künftigen Verlagspartner eine Mail schreiben, findest aber keine öffentliche E-Mail-Adresse? Keine Telefonnummer? Keine Kontaktdaten? Dann mach dich lieber ganz schnell vom Acker.

Rechtlich betrachtet muss jede kommerzielle Internetseite ein Impressum beinhalten, in welchem du die Anschrift, eine Telefonnummer und ggf. auch eine E-Mail-Adresse findest. Ist das nicht der Fall, ist das nicht nur ein fieses Versäumnis, sondern sogar ein Grund zu einer rechtlichen Abmahnung.

Zudem sollte ein seriöser Verlag auch in angemessenem Zeitraum auf deine Anfragen reagieren und antworten. Ihr seid Partner, ihr arbeitet zusammen – Kommunikation ist alles. Lass dich hier nicht abspeisen.

Fazit

Wie zu Beginn angedeutet, kann ich in diesem Beitrag nur einen ersten Überblick geben, ein paar Tipps, die dir vielleicht auf der Suche helfen und deine Entscheidung erleichtern. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und bin mir sicher, dass es noch viele andere Punkte gibt, die es zu berücksichtigen gilt. Zumal, wie eingangs erwähnt, ein seriöser Verlag noch lange kein guter Verlag sein muss. Und manchmal entpuppen sich auch seriös aussehende Verlage als Falle. Die obigen Punkte sollten dir aber zumindest dabei helfen, die ganz fiesen Maschen zu erkennen.

Bisher bin ich mit allen Verlagen, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, sehr zufrieden und die oben genannten Punkte wurden durchgehend erfüllt.

Wie steht es mit euch, habt ihr schon Erfahrungen mit schwarzen Schafen in der Verlagswelt gemacht? Gibt es Punkte, die euch besonders wichtig sind und die an dieser Stelle noch fehlen? Schreibt es mir gerne in den Kommentaren.


[1] Bei Kurzgeschichten-Anthologien gibt es bisweilen Ausnahmen, die ohne Vertrag arbeiten. Meistens handelt es sich dabei um Anthologien ohne Gewinnerzielungsabsicht, die auch keine Honorare ausschütten. Hier sollte man immer selbst entscheiden, ob man Lust hat, sich trotzdem zu beteiligen. Der Verlust ist sicher gering, der Zugewinn aber auch.

4 Gedanken zu „Dein Manuskript in guten Händen

  1. Beeindruckende Sammlung! Was man auch noch erwähnen sollte: Als Autorin erhalte ich ein Belegexemplar. Wenn ich mit einer Kurzgeschichte in einer Liebhaber-Anthologie vertreten bin und kein Geld dafür bekomme, schön und gut. Aber wenn ich mir zur Überprüfung das Buch selbst kaufen muss, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich den Verlag auf einer „unseriöse Verlage“-Liste im Internet wiederfinde. True Story, leider… (Also, ich habe das Buch dann nicht gekauft, ich weiß nur, dass es existiert)

    1. Hallo Miriam, danke für deinen Kommentar.

      Du hast absolut recht, wenigstens ein Belegexemplar sollte drin sein, das ist das Mindeste. Ich hatte da bisher noch keine schlechten Erfahrungen, zum Glück, und hab bei allen Ausschreibungen – selbst bei denen ohne Vertrag und Honorar – immer eines bekommen. Aber ich hab da auch schon ähnliche Sachen gehört wie du. :/

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