#buchpassion: Inspirierende Phantastik-Autorinnen

Wenn ich in mein Bücherregal blicke, dann muss ich gestehen, dass meine Fantasy-Regale immer noch sehr männer-dominiert sind. Da stehen Terry Pratchett, Markus Heitz, Wolfgang Holbein und Joe Abercrombie. Alles Autoren, die tolle Bücher geschrieben haben, keine Frage. Aber schade ist es doch, dass sich die Frauen gerade in der klassischen und der düsteren Fantasy bislang nicht durchsetzen konnten. Das merke ich nicht zuletzt bei meinem eigenen Roman-Debüt, das sich als Dark- bzw. Grim & Gritty-Fantasy in fast ausschließlich männlicher Gesellschaft befindet.

Für die tolle Aktion #buchpassion von Kapri Zioes habe ich einen Blick zurück in meine literarische Vergangenheit geworfen und drei phantastische Autorinnen ausgesucht, die mich in meiner Kindheit, meiner Jugend und in jüngster Zeit besonders beeindruckt oder geprägt haben. Autorinnen, die ganz ohne Kitsch und Klischees auskommen, die nicht in eine der stereotypen Frauen-Schubladen gesteckt werden können. Also, Vorhang auf.


Cornelia Funke

Ich glaube, von keiner anderen Autorin habe ich so viele Bücher gelesen wie von Cornelia Funke. Ich habe die „Wilden Hühner“ verschlungen, den „Drachenreiter“, „Igraine Ohnefurcht“, „Die Gespensterjäger“ und viele mehr. Cornelia Funkes Bücher haben mich durch meine Kindheit und Jugend begleitet, bis sie von den Harry-Potter-Romanen abgelöst wurde. Bis heute bin ich beeindruckt von den liebevollen Charakteren, der bildgewaltigen, traumhaften Sprache, dem Einfallsreichtum und dem leichten, lockeren Humor ihrer Bücher. Für Kinder und Jugendliche zu schreiben und dabei deren Lebenswelt und deren Fantasie so perfekt zu treffen ist eine Kunst, für die ich Cornelia Funke zutiefst bewundere. Wem dieser Genuss entgangen ist, sollte ihn schleunigst nachholen. Die Bücher bieten auch noch für Erwachsene großes Lesevergnügen.

Lieblingsbuch: Drachenreiter

Was ich bewundere: Stil & Sprache, Einfallsreichtum


Marion Zimmer Bradley

Ich denke, ich war etwa 14, als ich die „Nebel von Avalon“ zum ersten Mal gelesen habe. Es ist eines der weniger Bücher, die ich mehrfach las, obwohl es mehr als 800 Seiten hat, so sehr hat es mich gefesselt. Es war mein erstes Buch für „Erwachsene“ und so gesehen auch mein erstes Fantasy-Buch abseits der Jugendliteratur. Damals dürfte der Roman in mir ungefähr dieselbe Faszination ausgelöst haben, wie heute „Game of Thrones“: Es ging um Liebe, um Sinnlichkeit, um Sex (die Szenen hab ich heimlich unter der Decke gelesen, man weiß ja nie), um Macht, um Politik. Und alles erzählt aus der Sicht einer präsenten Protagonistin, die moralisch nicht immer einwandfrei agierte, aber trotzdem eine große Sogwirkung erzeugte. Nach den „Nebeln von Avalon“ habe ich noch ein paar Romane aus dem Darkover-Zyklus gelesen, die mich aber nie so sehr beeindrucken konnten, obwohl auch dort Frauenfiguren dominieren.

Zugegeben, nachdem die Vorwürfe gegen Marion Zimmer Bradley wegen Missbrauch und körperlicher Misshandlung an ihrer Tochter und weiteren Kindern öffentlich wurden, hat sich mein Blickwinkel auf ihre Werke natürlich verschoben. Ich möchte hier trotzdem nicht zu intensiv auf dieses Kapitel eingehen, denn zum einen bin ich zu wenig informiert, um konkrete Aussagen treffen zu können, zum anderen ändern diese Vorwürfe nichts an der Wirkung, welche die Bücher in meiner Jugend – lange bevor ich von der Anklage erfuhr – auf mich ausübten. Ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem. Ich lasse euch den Link zum Wikipedia-Artikel da, dort findet ihr auch weiterführende Links. Zum Thema „Autoren und Werke trennen“ gibt es auch einen sehr interessanten Artikel auf Fischer-Tor Online.

Lieblingsbuch: Die Nebel von Avalon

Was ich bewundere: Atmosphärische Dichte, Charakterentwicklung


 

Margaret Atwood

Ich gebe zu, auf Margaret Atwood bin ich eher durch Zufall gestoßen und das auch erst vor etwa einem Jahr. Meine Tante empfahl mir ihre Bücher und ich war sofort extrem begeistert. In „Das Jahr der Flut“ und „Die Geschichte von Zeb“ lässt Margaret Atwood komplexe, vielschichtige Frauenfiguren zu Wort kommen, die Ecken und Kanten haben, die nicht schön oder einfach sind. Sie kämpfen gegen persönliche Widrigkeiten, um ihren Platz im Leben und gegen eine kalte, von Konzernen regierte Gesellschaft, die sich selbst zugrunde richtet. Margaret Atwood besticht aber nicht nur durch ihre tollen Figuren, sondern zeigt auch eindrucksvoll, dass man durchaus sämtliche bekannten Schreibregeln brechen darf, wenn man es kann. Sie kann es. Auf der Frankfurter Buchmesse am 15. Oktober wird Margaret Atwood zudem mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Ich muss definitiv noch mehr von ihr lesen, „A handmaid’s tale“ liegt schon auf meinem SUB.

Lieblingsbuch: Das Jahr der Flut

Was ich bewundere: sämtlich Schreibregeln zu brechen und genau deswegen grandiose Bücher zu schreiben


 

Wie steht es mit euch, welche Fantasy- oder Phantastik-Autorinnen findet ihr toll? Warum, was zeichnet sie aus?

Und – ein bisschen Werbung darf sein – mit dem Nornennetz ist dieses Jahr das erste Netzwerk für Fantasy-Autorinnen entstanden. Schaut doch mal vorbei.

Zur Situation von Autorinnen auf dem Buchmarkt, gerade in der Phantastik, habe ich einen weiteren Blogartikel geschrieben.


Mehr Artikel findet ihr auf Twitter oder Instagram unter dem Hashtag #buchpassion

7 Gedanken zu „#buchpassion: Inspirierende Phantastik-Autorinnen

  1. Meine drei frühen Favoritinnen sind Robin Hobb, Lynn Flewelling und Ursula K. LeGuin – ach und eigentlich gehört auch Barbara Hambly rein, die ich heute vielleicht nicht mehr so lesen würde, aber ihre Fantasyreihen damals doch verschlungen habe und immerhin war sie lange Urheberin meines Nicknames Caris.
    Als (Nicht-Phantastik) Autorin darf übrigens Lieselotte Welskopf-Henrich nicht fehlen, deren Indianerbücher meine Kindheit bestimmt haben. Die habe ich von 6-12 bestimmt Dutzende Male gelesen.

    1. Danke schön. Und danke für die Aktion, es hat Spaß gemacht, mich mit dem Thema zu befassen.

      Ich kann nicht mehr so richtig sagen, ob es Cornelia Funke oder eher Michael Ende war, der mich so richtig mit fantastischen Geschichten angefixt hat, in glaube, beide haben einen großen Teil beigetragen. Und Cornelia Funke hat auch so tolle Jugendbücher geschrieben, ganz unabhängig von der Fantastik.
      LG Elea

  2. Ich habe von deinen nur von Cornelia Funke den ersten Band der Tintenherz-Trilogie gelesen und war … underwhelmed. War wahrscheinlich zu viel Hype und zu spät gelesen.

  3. Mich haben sehr früh Jennifer Roberson (Sworddancer) und Mercedes Lackey geprägt. Gerade bei Roberson (erster Band: 1984) herrscht noch ein ziemlicher Rechtfertigungszwang für weibliche Figuren, aber man kann die Bücher immer noch gut lesen (auch wenn ich jedes Mal den Lektor verfluche, der ihr das Ende zu dem 4. Band aufgedrängt hat, die Formulierungen wirken da etwas zu modern und aus der Welt gezogen). Sie legt sehr viel Wert auf das Zusammenspiel der Figuren und Psychologie, das hat mir gefallen.
    Auch die manchmal sehr trockenen Formulierungen sind super (in einer Wüste beruhigt der Söldner seine Mitreisende: „We are a long way from dying!“ Unfortunately, we were.)

    Als nächstes die Kurzgeschichtenreihe um die beiden Söldnerinnen Tara und Kethry von Mercedes Lackey. In jeder „Sword and Sorceress“-Anthologie (DAW Books, übersetzt bei Fischer) erschien eine. Die beiden sind in der Geschichte akzeptierte Heldinnen. Es gibt zwar einen Grund, warum sie sich diesem vagabundieren Lebensweg zugewandt haben und sie stoßen auf ihren Reisen je nach Kultur manchmal auf etwas Vorurteile, aber im Prinzip ist das keine große Sache. Sie erfüllen das von McCollough formulierte, für die Sword and Sorcery klassische Stereotyp vom einsamen Helden, die umher ziehen „to right the wrong“ – und es sind zwei Frauen – und das ist kein großes Ding.

    Und zu guter letzt Stephen King, den ich auch als Phantastikautor zähle, wegen seinen Formulierungen. In meinem ersten Buch von ihm hat er einfach fiktive Zeitungsartikel und Bücher eingebaut, die er stellenweise zitiert.
    Im Moment nehme ich immer wieder „Das Mädchen“ in die Hand, weil er dort viele Kapitel mit abstrakteren Formulierungen einleitet. Z.B. direkt zu Beginn „Die Welt hatte Zähne, und sie konnte damit zubeißen, wann immer sie wollte.“

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