Buchtitel "Opfermond" mit dem Text "In Ghor-el-Chras gibt es nur einen Gott: den Blutigen"

Der Blutmond naht

Mondfinsternis in Mythologie & Fiktion: Teil 1 der Opfermond-Woche

Am 27. Juli 2018 erwartet uns ein besonderes astronomisches Ereignis: die längste totale Mondfinsternis dieses Jahrhunderts. Der ideale Zeitpunkt, um mit einer Opfermond-Woche nicht nur den blutigen Mond, sondern auch Aspekte meines Romans näher zu beleuchten.

Foto einer Mondfinsternis (auch „Blutmond“)

Seit jeher haben Mond- und Sonnenfinsternis Literatur und Mythologie weltweit beeinflusst. Denn auch wenn die Mondfinsternis kein besonders seltenes Ereignis ist, so ist sie trotzdem ein außergewöhnlicher Anblick. Sonne, Erde und Mond liegen auf einer geraden Linie, sodass der Mond den Schattenkegel der von der Sonne beleuchteten Erde durchläuft.  Da durch die Erdatmosphäre vor allem rote Anteile des Sonnenlichts gebrochen werden, bleibt der Mond sichtbar und erhält eine rötliche Färbung. Daraus resultiert auch der im Volksmund gebräuchliche Name „Blutmond“.

Ein böses Omen?

Kein Wunder also, dass das „Verschwinden des Mondes“ und seine blutrote Farbe so manchen Menschen zu schauerlichen Geschichten inspiriert hat. In der Weltgeschichte wurde die Mondfinsternis von verschiedenen Völkern als ein böses Omen betrachtet, das als Zeichen für Katastrophen, Kriege oder Krankheiten stehen konnte. So glaubten zum Beispiel die alten Ägypter, dass Seth versuche, den Mond – das Auge Horus – zu stehlen und zu verschlucken.

In der Mythologie der Incas hingegen griff ein Jaguar den Mond an und fraß ihn, dadurch erklärten sie sich die blutrote Farbe. Aus Sorge, dass der Jaguar auch die Menschen auf der Erde anfallen könnte, veranstalten die Incas großen Lärm und warfen mit Speeren in den Himmel, um den Jaguar zu vertreiben.

Einen weiterer interessanter Brauch findet sich in Mesopotamien und Babylonien. Hier glaubte man, eine Mondfinsternis würde den baldigen Tod des Herrschers vorhersagen. Daher wählte man einen Doppelgänger, der den Herrscher ersetzte, bis die Mondfinsternis vorüber war. Leider wurde der arme Doppelgänger danach ermordet, unabhängig vom Erfolg des Rituals.

Eines haben diese Geschichten trotz ihres unterschiedlichen Ursprungs gemeinsam: Der „Blutmond“ galt als Vorzeichen für schlimme Ereignisse und als übernatürliches Zeichen der Götter.

Von Ritualen, Geistern und Serienmördern

Es überrascht also nicht, dass auch zeitgenössische Filme und Literatur dieses Thema aufgegriffen haben. Schon der Name „Blutmond“ weckt Assoziationen von Mord, Totschlag, geheimen Riten und übersinnlichen Kräften.

Im Film „Brothers Grimm“ kann die Hexenkönigin ihre Jugend nur bei einem Ritual zurückerlangen, das während einer Mondfinsternis stattfindet – und das die Helden natürlich zu verhindern suchen. Auch in der Serie „American Horror Story: Roanoke“ bekommt die Mondfinsternis eine übersinnliche Komponente. Die Nacht des Blutmonds wird als der Zeitpunkt beschrieben, an dem die Geister der Vergangenheit die Lebenden heimsuchen und nach ihrem Leben trachten.

Ähnlich blutrünstig geht es bei Thomas Harris‘ Thriller „Roter Drache“ zu, dessen Verfilmung von 1987 (ja, die gab es, noch ganz ohne Anthony Hopkins) den deutschen Titel „Blutmond“ trägt. Die Mondfinsternis selbst spielt hier zwar keine entscheidende Rolle, stattdessen ergibt sich der Titel als Zusammenspiel der blutigen Taten eines Serienkillers und des Vollmonds als Tatzeitpunkt. Die geweckte Assoziation ist jedoch dieselbe. Mord und Totschlag verbinden sich mit dem übersinnlich angehauchten Motiv des Mondes. Eine Kombination, die gut auf Thomas Harris‘ Täter passt.

Weniger bekannt ist dagegen die Erzählung „Mondfinsternis“ von Friedrich Dürrenmatt, die als Vorlage zu seinem Drama „Der Besuch der alten Dame“ gilt. Sie erzählt von einem Dorf, das sich bereit erklärt, gegen Geld einen ihrer Bewohner zu exekutieren. Als sich dann während der nächtlichen Hinrichtung der Mond verfinstert, überkommt die Täter Zweifel an ihrem Tun. Doch sie lassen nicht davon ab. Auch hier dient die Mondfinsternis als übersinnliches Zeichen, das die Akteure aber nicht von ihrem Verbrechen abbringt.

Neben diesen Beispielen findet der Blutmond auch in verschiedenen Geschichten über Werwölfe, Vampire und Gestaltwandler einen Platz und wird dabei meistens mit negativen Aspekten oder einer großen, mythologischen Bedeutung in Verbindung gebracht.

Blut- und Opfermond

Aber welche Rolle spielt die Mondfinsternis denn nun in „Opfermond“? Nun, das darf ich an dieser Stelle natürlich noch nicht ausplaudern. So viel sei aber verraten: Auch in Ghor-el-Chras, dem Schauplatz von „Opfermond“, gilt das Ereignis als Vorzeichen für etwas ausgesprochen Bedrohliches, das in den Tiefen unter der Stadt lauert.

Und der Opfermond ist nicht mehr fern …


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